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1. Leseprobe



Aus: “Sprung ins Dritte Jahrtausend – Trilogie – Ginas Erinnerungen.”

Fussnoten

4 Zweites Exemplar des Aquastar -Raumschiffentwurfs

6 G inoian I nterstellar N on-commercial O rganization

8 I nter G alactic R ulesment V otery

9 Med ical Center; medizinisches Zentrum

10 P ersonality V isualizing A rmband C omputer

13 Kommunikationsgerät mit holografischer Bilderzeugung

17 H eadquarter-System of C entral-guided-Computer-network

21 Offiziersrang der Raumflotte; entspricht dem Kapitänleutnant der Bundesmarine.

43 R aum- F lotte

64 Astro nomische Beo bachtung R aum ST ation, das dritte Exemplar befindet sich im System Süddelta.

65 E xtend — Maß; Maße für Entfernungen im dreidimensionalen Weltraum orientieren sich an der Lichtgeschwindigkeit.

66 R aum- G leiter

67 Pox-Serie der Entwürfe für Raumgleiter, 4. Entwurf. In diesem Fall das 30. Exemplar dieser RG an Bord der Aquastar II

71 S outh-Deltian U nited E xtraorbital and D eepspace D ivisions of E xetended L eaving T ransportation A dministration

72 Wissenschaftliche Abteilung der RF SUEDDELTA

73 Sicherheitsabteilung der RF SUEDDELTA

74 Raumorientierung basierend auf dem Mittelpunkt des Raumfahrzeugs und im Uhrzeigersinn drehend; Bug = 0, Heck = 180 – Decke = 90, Boden =180.

75 V elocity — Geschwindigkeit; Maßstab für Raumfahrzeuge ist die Lichtgeschwindigkeit, abgekürzt c.

76 X-, Y- und Z-Achsen eines Raumfahrzeugs sind für das Rollen, Neigen und Gieren zuständig, auch als Drehungen um die Längs-, Quer- und Hochachse bezeichnet.

77 Prioritätssignal in der Kommunikation, rangiert gleich unterhalb eines Notrufs.

78 S üd- D elta

79 Wechsel vom normalen 3-dimensionalen zum n-dimensionalen Raum und umgekehrt.

80 O bservation S ystem of G ravitation A ugury — System zur Darstellung gravitativer Auswirkungen

Seitenauswahl:
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Piet Moemfreet hatte sich mit seiner Frau, Tina Helman, in die Empfangshalle der AstroBeoRST III 64 begeben um die Delegation der Aquastar II 4 zu begrüßen und ihnen die Informationssammlung über Polaris zu ermöglichen, da das Material, dass die Besatzung der Raumstation bisher gesammelt hatte, der RF 43 SUEDDELTA 71 “Top Secret” erschienen war, in deren Dienst Piet nun seit zehn Jahren stand. Geboren und aufgewachsen war Piet im Proxima Centauri System, auf dem Gino. Er hatte an der Universität in Proxima City, der Hauptstadt des Gino, Planetologie studiert. Dort hatte er auch viele Freunde gefunden, mit denen er ständig zusammen war. Diese Gruppe von Studenten der verschiedensten Fachrichtungen war so aufeinander abgestimmt, dass sich alle wie blind verstanden. Aufgrund dessen hatten die anderen Studenten ihnen die scherzhafte Bezeichnung die Supercrew gegeben, in Anlehnung an eine Raumschiffbesatzung.
Nach dem Ende der Studienzeit gingen alle ihrer Wege.
Piet schloss sich verschiedenen Expeditionen an. Eine führte ihn ins Süd-Delta System. Damals trat die RF SUEDDELTA der IGRV 8 bei. Durch einen Aufenthalt auf dem Hauptplaneten des Systems lernte Piet seine Frau Tina, eine Xenobiologin, kennen.
Piet und Tina warteten nun auf die Delegation und Piet war etwas nervös.
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Stiev Jend, der damals der starke Kopf der Supercrew war, der Leiter der Expedition Polaris sein würde! Als er vor ein paar Minuten über Holofon 13 mit Stiev gesprochen hatte, sprach dieser von einer Überraschung für ihn.
Gerade hatte das Flugleitzentrum der AstroBeoRST III die Landung des Raumgleiters von der Aquastar II angekündigt und Piets Neugierde war auf den Höhepunkt geklettert.
Das Tor des Anlegeschachtes glitt auf und fünf Gestalten bewegten sich durch den Verbindungsgang auf die beiden in der Empfangshalle zu.
Piet blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Das waren doch …
“Hallo Piet, alter Banause! Schön Dich zu sehen!”
“Mensch, ich setz mich gleich auf den …! Tom! Und Horky, Cathy …
Das ist wirklich eine Überraschung!”
Alles, aber auch alles hatte Piet erwartet nur dies nicht!
“Die alte Crew …”, stammelte Piet und wischte sich heimlich eine Träne aus dem Auge, nachdem er die Drei begrüßt hatte. “Darf ich bekannt machen? Tina Helman, Xenobiologin der Formation Zeta 72 .” stellte Piet seine Frau vor.

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“Angenehm”, sagte Tom und stellte sich ihr vor. Dann machte er Piet und Tina mit den anderen bekannt: “Das ist Gina Choykrune, unsere Bordärztin und die Frau vom Chef. Die blonde Schönheit an meiner Seite ist Nessy Dykes, Astrophysikerin.”
“Freut mich, Euch kennen zu lernen”, erwiderte Piet. “Na ja, dann wollen wir mal zur Tat schreiten. Ich werde euch zum Forschungstrakt begleiten und dort den einzelnen Fachleuten übergeben. Sie sind alle meine intimsten Freunde und eingeweiht. Aber nehmt Euch in acht vor dem Sicherheitschef. Er ist der einzige, der hier in Uniform rum läuft. Benehmt Euch unauffällig, wenn er auftaucht.”
“Wir werden schon aufpassen”, antwortete Cathy.
“Schön, dann kommt mal”, gab Piet zurück.
Nach dem alle den jeweiligen Fachleuten und Experten zugeteilt waren, begab sich Piet mit Tom zusammen in sein Labor, das zugleich das Büro des wissenschaftlichen Leiters darstellte.
Piet bot Tom platz und eine Erfrischung an.
Als sich Tom schweigend umgesehen hatte, sagte er: “Tja, Piet, hast es hier ja mächtig weit gebracht! Wissenschaftlicher Leiter der AstroBeoRST III der Formation Zeta der RF SUEDDELTA, zu werden, dazu
gehört schon etwas. Hast Dich ja auch vorher beeilt, einen galaxisweiten Ruf zu erlangen. Wenn ich da an die sensationellen Forschung auf Tantal vier und Elepi Zwei denke! — Aber auch in der RF GINO 6 hättest
Du es bestimmt so weit gebracht. Na ja, ist ja verständlich, dass Du, nach dem Du Tina hier kennen gelernt hast, geblieben bist.”
“Weißt Du, Tom”, antwortete Piet, nach kurzem Schweigen. “Ich bin mit dem Dienst hier gar nicht so zufrieden. Die RF SUEDDELTA ist doch wohl noch nicht ganz so weit, wie der Oberste Rat der IGRV dachte. Sie haben sogar noch Sperrzonen in ihrem Hoheitsgebiet! Deren Anflug ist nur der Formation Rho Sigma 73 erlaubt! Man munkelt, das sich dorthin die aggressiven Kräfte geflüchtet haben. Auf jedem Raumschiff, Raumstation und Planetarstation eine Sicherheitsabteilung! So ein großes Sicherheitsbedürfnis hat keine andere Raumflotte! Mich wundert, dass sie es im Rat der IGRV durchdrücken konnten, dass außer Eurer Expeditionen, kein anderes Raumschiff das System AC-85 K anfliegen darf. Irgend Etwas ist da faul. AC-85 K gehört
doch nun überhaupt nicht mehr zum Hoheitsgebiet! Nein — Tina und ich wollen hier weg!”
Er zog aus einer Schublade des Schreibtisches einen Computerausdruck und eine dicke Mappe, auf der Polaris stand.

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“Die gesammelten Forschungsergebnisse über Polaris. Und hier …”
Mitten im Satz wurde Piet durch das Öffnen der Bürotür unterbrochen.
Es war Horky. Atemlos stieß er hervor: “Schnell Tom! Der Sicherheitschef hat Nessy! Er hat sie und Doktor Wenkes überrascht, als sie die Forschungsergebnisse besprachen! Wir müssen etwas tun! Er wird sicher gleich hier auftauchen.”
Tom saß im ersten Augenblick wie versteinert, dann kam Bewegung in ihn. Er sprang auf.
“Schnell Piet, benachrichtige die anderen. Begeb’ Dich dann mit Tina und allen anderen zu unserem Raumgleiter! Nehmt die Unterlagen mit! Horky und ich holen Nessy raus. Dann Alarmstart zur Aquastar II! Bereitet alles vor.”
“Okay”, antwortete Piet und verschwand.
Horky und Tom liefen zum Lift und fuhren zum Sicherheitstrakt.
Vorsichtig verließen sie die Liftstation. Vor dem Tor zum Sicherheitstrakt standen zwei Wachen.
“Scheiße”, flüsterte Tom zu Horky. “Was machen wir nun?”
“Wozu haben wir das hier!”
Horky stieß die geballte Faust in die Handfläche.
Tom überlegte: “Nein, Horky, nur die da können wohl den Öffnungsmechanismus betätigen! Wir müssen uns etwas anderes …”
“Pst!”
Horky hatte einen patrouillierenden Doppelposten entdeckt, der sich den beiden näherte und Tom ins Innere der Liftstation zurückgezogen.
Sie sahen sich an und waren sich einig.
Der Doppelposten näherte sich dem Versteck der beiden. Im richtigen Moment sprangen Tom und Horky aus ihrem Versteck und ein kurzer Griff, eine Handkante genügten, dann war der Doppelposten ohne einen Laut überwältigt. Sie zogen sich die Uniformen der beiden über.
Dann gingen sie zielsicher zum Tor des Sicherheitstraktes.
“Hallo Jungs! Wir sollen sofort die Arrestantin von der Aquastar II zum Chef bringen!” sagte Tom forsch zu den Wachen.
Ohne Komplikationen gelangten sie in den Sicherheitstrakt. Am Eingang zum Zellentrakt saß, an einem Pult, ein weiterer Sicherheitsposten.
“Order vom Chef! Wir sollen die Arrestantin Second-Captain 21 Dykes, von der Aquastar II der RF GINO, zum Verhör bringen”, sagte Horky zum Posten.
“Zelle 17”, murmelte dieser, der gerade in ein Computer-Buch vertieft war.
Dann sah er hoch.
“Moment! Wo habt ihr denn die Personalkarte!”

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“Na, hier”, antwortete Horky und ein gezielter Faustschlag ließ den Posten in seinem Sessel zusammen sacken. Horky zerrte den Mann aus dem Sessel und schleifte ihn in den Zellentrakt.
“Nun mach endlich die Zelle auf!” rief er Tom zu, welcher eilig am Pult hantierte. Dann sprang die Zellentür auf. Nessy saß verstört auf einem Hocker, sprang aber auf, als sie Horky sah. “Horky, wie kommst Du denn …”
“Stell jetzt keine Fragen, komm raus”, unterbrach sie Tom, der sich zur Zelle begeben hatte.
“Versteck Dich neben dem Tor und Du auch”, wandte er sich dann an Horky.
Als dann die beiden auf ihrem Posten standen, brüllte Tom: “Wache!”
Als das Tor aufrollte, rief er: “He, ihr beiden, kommt schnell her, dem hier ist schlecht geworden!”
Er zeigte auf den am Boden liegenden Posten.
Die Torwachen traten in den Durchgang. Da packten Nessy und Horky zu. Die Handkanten und Fußtritte kamen präzise und schon lagen die Wachposten am Boden. Sie schleiften die Drei in die freie Zelle und verschlossen sie.
“Jetzt aber nichts wie weg hier! Auf zum Raumgleiter”, befahl Tom.
Sie verließen den Sicherheitstrakt und fuhren mit dem Lift zur Empfangshalle.
Nach dem sich die Türen des Liftes geöffnet hatten, sondierte Horky vorsichtig die Umgebung. Die Halle war leer. Eilig begaben sie sich zur Schleuse des Anlegeschachtes.
“Halt! Stehen bleiben!” hörten sie plötzlich jemand hinter sich rufen.
“Scheiße! — Der Sicherheitschef”, sagte Nessy ängstlich, die sich umgesehen hatte.
Doch die Schleusentür öffnete sich schon.
“Beeilung! Rein mit Euch”, sagte Horky.
Die Drei sprangen in die Schleuse. Zischend fraß sich ein Laserstrahl über ihre Köpfe hinweg in die Verkleidung der äußeren Schleusentür.
Sie warfen sich auf den Boden. Kurz bevor der Sicherheitschef die Schleuse erreicht hatte, war die innere Schleusentür geschlossen.
Nach dem sich die äußere geöffnet hatte, stiegen sie so schnell wie möglich in den Raumgleiter.
“Na, endlich! Da seid ihr ja”, rief Piet erleichtert. “Habe alles vorbereitet. Gleiter startbereit!”
Horky drängte sich an Cathy und Gina, die ihn mit Fragen überhäuften, vorbei zum Steuerpult.
“Alles hinsetzen, in fünfzehn Sekunden Alarmstart”, befahl Tom.
“Helme auf und Visier schließen”, ergänzte er.

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Nacheinander klickten sieben Helmverschlüsse.
“Countdown t minus drei …, zwei …, eins …, Start!”
Ein kräftiger Andruck, der schnell wieder schwand, presste alle in die Sitze —, der Gleiter flog.
Plötzlich ruckte der Gleiter und alle wurden nach vorn geschleudert, die Gurte schnürten den Körper schmerzhaft.
“Wir werden gebremst! Geschwindigkeit sinkt”, rief Horky.
Da reagierte die Kommunikationsanlage. Mit leisem Klicken schalteten sich die Lautsprecher ein: “Achtung, Raumgleiter der Aquastar II! Hier spricht der Sicherheitschef der AstroBeoRST III! — Sie haben sich der Spionage gegen die RF SUEDDELTA schuldig gemacht. Bei Ihnen an Bord befindet sich ein Deserteur der RF SUEDDELTA, der wissenschaftliche Leiter der AstroBeoRST III, Piet Moemfreet sowie seine Frau Tina Helman. Ich fordere sie im Namen der RF SUEDDELTA auf, bei zu drehen und sich freiwillig zu stellen. Wir halten ihren Gleiter in einem Gravikraftfeld gefangen. Sollten Sie keine Anstalten machen, umzukehren, führen wir Sie gewaltsam zur AstroBeoRST III zurück. Unsere Jagdgleiter sind startbereit! Sie haben ab jetzt eine Minute Zeit, den Kurs zu ändern!”
Der Lautsprecher verstummte.
“Dachte ich’s mir doch! So ein militanter Zwerg”, rief Piet erbost aus.
Die Frauen schauten verängstigt.
“Was machen wir nun”, fragte Gina.
Horky lächelte und schaute zu Tom.
“Tja, der scheint ja von seiner Macht ganz schön überzeugt zu sein. Aber er kennt unseren Gleiter nicht. Wir haben eine Möglichkeit aus dem Kraftfeld aus zu brechen.”
Er schaute Tom in die Augen. Über dessen Gesicht huschte ein Lächeln der Erkenntnis.
“Der Antrieb! — Achtung, alle bleiben angeschnallt. Vorbereitung der Kopplung von Graviimpuls- und Antimaterieanihilationstriebwerk! Graviantrieb Vollschub.”
Tom lehnte sich in den Formensessel zurück. Horky vollführte die notwendigen Bedienungen.
“Seid ihr verrückt”, sagte Piet plötzlich. “Die Entfernung von der AstroBeoRST III beträgt gerade mal 0, 006 Lichtsekunden! Ab 0, 067 Lichtsekunden darf erst der Anihilationsantrieb eingeschaltet werden.”
Er wollte sich los schnallen und aufstehen.
“Sei ruhig und bleib sitzen! Hast Du eine Alternative, wie wir sonst freikommen sollen?” fuhr Tom ihn an.

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“Graviantrieb Vollschub, Geschwindigkeit gleichbleibend. Achtung, schalte Antimaterieanihilationstriebwerk zu.”
“Maximalschub zehn Prozent”, wies Tom noch schnell an.
Es gab plötzlich, nachdem der Andruck etwas angestiegen war, einen scharfen Ruck, der alle in die Sessel presste. Die Automatik hatte offensichtlich Schwierigkeiten, den plötzlichen Beschleunigungsimpuls, der wahrscheinlich durch das Zusammenbrechen des Kraftfeldes entstanden war, auszugleichen. Einen Augenblick später aber waren die Gravitationsverhältnisse im Gleiter wieder normalisiert und es herrschte normale Schwere.
“Achtung! Radar meldet zehn Kontakte aus Richtung 180 Strich 95 74 , E 65 = 0, 017 Lichtsekunden. Geschwindigkeit 0, 17 c.” meldete Horky.
“Die Jagdgleiter”, ergänzte er.
“Entfernung zur Aquastar II und derzeitige Geschwindigkeit”, fragte ihn Tom.
E = 10, 5 Lichtminuten, V 75 = 0, 33 c. Die Geschwindigkeit der Jagdgleiter jetzt 0, 33 c, E = 0, 5 Lichtsekunden”, antwortete Horky.
“Okay. Antrieb bei V = 0, 5 c abschalten. Z-Achsendrehung 76 180 und Antimateriewerfer aktivieren”, befahl Tom.
In diesem Moment warf Nessy ein: “Tom! Du willst doch nicht etwa die Gleiter abschießen?”
Betont langsam drehte sich Tom zu ihr um.
“Liebe Nessy”, sagte er ruhig, “ich treffe lediglich Vorsichtsmaßnahmen. Oder hast Du etwas dagegen, dass ich uns diese Jagdgleiter vom Hals halten will um uns nicht abschießen zu lassen?”
Nessy biss sich auf die Lippen. Waffeneinsatz ohne Not und mit Tötungsabsichten war ein schwerer Vorwurf. Ob Tom ihr verzeihen würde?
Doch Tom hatte andere Sorgen. Im Heckholografen konnte man erkennen, dass eben die vordersten Jagdgleiter Antiplasmaladungen abgeschossen hatten.
Horky parierte mit einem exzellenten Ausweichmanöver.
“Schalte Schutzfeld ein. Geschwindigkeit 0, 5 c erreicht. Entfernung zum Mutterschiff E = 5, 75 Lichtminuten. Entfernung der Jagdgleiter E = 0, 75 Lichtsekunden, gleichbleibend. Ach-

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tung — Z-Achsendrehung 180!”
Im Hauptholografen verwandelten sich die Sterne in feurige Pfeillinien.
Dann stand das Bild, die Verfolger waren zu sehen, gerade wieder Antiplasmaladungen dem Gleiter hinterher jagend.
“Z-Achsendrehung abgeschlossen. Antimateriewerfer feuerbereit.”
Der Gleiter ruckte seitlich. Die gefährlichen Ladungen zischten vorbei.
“Das waren scharfe Schüsse! Ich setze erst mal Warnschüsse vor ihren Bug”, sagte Tom und programmierte die Zielautomatik.
Zehn Punktladungen strebten ihrem Ziel zu, die nächsten folgten. Tom setzte gerade erneut an, da blickte am Kommunikationsteil das Order-Command-Signal 77 . Tom reagierte.
Stievs Hologramm erschien.
“Was ist denn da bei Euch los, veranstaltet ihr da ein Schützenfest mit Feuerwerk?”
Tom berichtete, was vorgefallen war.
“Tja”, meinte Stiev. “Angenehm ist das gerade nicht, aber da müssen wir wohl durch. — Moment —, ich höre gerade, der Sicherheitschef will mich sprechen. — Bleib dran.”
Die Sieben hörten das Gespräch zwischen dem Kommandanten und dem Sicherheitschef der AstroBeoRST III mit.
Der Wortwechsel wurde mit großer Heftigkeit geführt und sie konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das Gespräch war beendet.
“Okay”, sagte Stiev. “Ihr habt es ja gehört. Er zieht die Gleiter zurück. Wir haben alles zur Landung vorbereitet, wenn ihr allerdings mit dem Tempo weiter fliegt, werdet ihr wohl auf der anderen Seite wieder rauskommen!”
“Ist okay, Stiev — danke”, antwortete Tom. Und an Horky gerichtet, fuhr er fort: “Geschwindigkeit drosseln. Auf die Landung vorbereiten!”
Dann wandte er sich an alle: “Helme ab, abschnallen.”
“Man”, sagte Piet mit einem Grinsen. “Hat er es dem aber gegeben! Wie früher! Stiev, wie er leibt und lebt!”
“Tja, mein Mann ist halt der beste”, sagte Gina stolz.
“Nun heb mal nicht gleich ab! Horky hat uns ja wohl vor dem sicheren Tod bewahrt, mit seinem eleganten Manöver vorhin!” erwiderte Cathy mit einem zänkischen Funkeln in den Augen.
“Hört mal auf, so anzugeben! Wer hat denn die ganze Aktion sicher im

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Griff gehabt? Doch wohl Tom”, warf Nessy erbost ein.
“Fangt ihr schon wieder zu streiten an? Wir alle haben unseren Beitrag geleistet! Nein so was, streiten darum, welcher Mann der beste ist. — Ach Weiber!”
Mit einer wegwerfenden Geste betonte Tom seine letzten Worte und beendete so den Streit.
“Achtung, Landeanflug auf die Aquastar II!” meldete Horky.
Der Gleiter hatte inzwischen den Bug wieder in Flugrichtung. Im Hauptholografen war die Aquastar II nur als ein schwarzes etwas, das sich vom übrigen Sternenhimmel nur wenig abhob, zu erkennen. Nach wenigen Sekunden verdeckte es den gesamten Horizont, es sah aus, als wenn ein schwarzes Loch sich riesenhaft ausdehnt. Dann öffnete sich langsam ein blendendhelles Quadrat, auf das der Gleiter Kurs nahm. Schnell wurde es größer und dann tauchte der Gleiter in die strahlende Lichtfülle der Maschinenparkschleuse. Sanft wurde er abgefangen
und abgebremst. Ein Antigravfeld bugsierte den Gleiter an seinen Stammplatz.
Die Sieben begaben sich zum Ausstieg. Nach dem sich dieser geöffnet hatte, sahen sie vor dem Gleiter Charly stehen und der fragte: “Na, ihr Helden, habt ihr meinen Gleiter ganz gelassen?”
“Wenn Du am RG 66 Pox IV Aquastar II / 30 67 eine Schramme findest, kannst Du mich persönlich zum Lackieren einteilen”, erwiderte Horky.
“Ich nehme Dich beim Wort! Äh — besorge Dir schon mal Farbe und Spritzpistole”, sagte Charly darauf gelassen.
Horky und die anderen drehten sich um. Die gesamte rechte Hälfte des Gleiters war wie verkohlt.
Horkys Gesicht wurde lang. Die anderen lachten.
Schließlich fiel auch Horky mit in das Gelächter ein.
Versöhnlich klopfte Charly ihm auf die Schulter und meinte:“Lass mal, das machen meine Robbis schon!”
Von weitem sah man auch schon die Reparatur- und Serviceroboter heran rollen.
Tom sagte: “Auf, wir müssen in die Zentrale!”
Er schlug den Weg zum Liftschacht ein. Der Rest folgte ihm.
Im Gehen sagte Horky zu Charly: “Das am Gleiter waren die ersten
Antiplasmaladungen. Wir hatten das Schutzfeld noch nicht eingeschaltet und ich konnte gerade so ausweichen.”
“Du brauchst Dich doch nicht zu rechtfertigen”, antwortete Charly.
Im Lift unterhielten sich alle über das eben erlebte. Dann waren sie in der Zentrale, im Steuerraum angekommen.

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Stiev drehte seinen Sessel ihnen zu.
“Da sind ja meine fünf Kämpfer!”
Er stand auf und ging zu ihnen.
“Tja, Piet, das Schicksal hat es wohl so gewollt. Da wären wir also wieder beisammen.”
Dann wandte er sich an Tina: “Ich begrüße Sie als Mitglied der Expedition Polaris. Eine hervorragende Xenobiologin ist eine echte Bereicherung für uns!”
Tina dankte für das Kompliment: “Es ist eine Ehre für mich, unter dem Kommando des berühmtesten Captains der IGRV an einer Expedition teilzunehmen.”
“Danke”, sagte Stiev. “Aber genug der Worte, das Startfenster in den n-Raum wartet nicht. Alles auf seine Plätze! Start in einer Minute!”
Alle begaben sich auf ihre Posten.
Gina meldete nach 30 Sekunden: “Alle Besatzungsmitglieder wohlauf und auf den Start vorbereitet.”
Stiev nickte. Er gab den Befehl zur Triebwerksaktivierung.
“Startvorbereitungen abgeschlossen”, meldete Charly.
Stiev quittierte die Meldung. Dann befahl er: “Horky, Kurs auf Startfenster n-Raum 270 Grad, 48 Minuten, 10 Sekunden Süd — 10 Grad, 20 Minuten, eine Sekunde Ost, Raumkubik Null zwei, drei, sechs, acht SD 78 — Start!”
Das Raumschiff erbebte. Von der Beschleunigung war nichts zu merken.
“Kurs liegt an, Captain.”
Horky hatte das Navigationsmanöver des Navigationscomputers überwacht.
“Geschwindigkeit”, fragte Stiev.
“0, 8 c”, lautete die Antwort. “HC 17 hat das Programm bis zum Raumsprung 79 errechnet und gespeichert.”
“Gut. Ab jetzt Automatikflug.”
“Verstanden, an HC übergeben.”
“Nicht benötigte Besatzungsmitglieder haben jetzt bis zum Raumsprung frei”, sagte Stiev.
Bis auf Horky, Tom, Nessy, Gina, Charly, Tina, Piet, Cathy und Stiev verließ der Rest den Steuerraum.
Stiev schaltete etwas an seinem Pult.
“So”, sagte er. “Jetzt können wir einen kleinen Imbiss nehmen gehen.

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Bis zum Raumsprung ist noch eine Stunde Zeit. — Auf zum Kulturtrakt.”
Sie begaben sich gemeinsam zum Kulturtrakt. In einen der vielen Restaurants fanden sie Platz.
Angesichts der zahlreichen Kundschaft sagte Tina: “Die hatten ja alle denselben Gedanken wie wir!”
“Tja, ist ja auch kein Wunder, es ist ja auch Mittagszeit!” erwiderte Gina. “Regelmäßiges Essen schützt vor Magenbeschwerden und Verdauungsstörungen. Ich habe die Besatzung der Aquastar II darauf getrimmt.”
Stiev grinste: “Seit dem ich selbst erlebt habe, was für ein Donnerwetter über mich herein brach, als ich mich wegen solcher Beschwerden behandeln ließ, esse ich auch regelmäßig.”
“Ist auch besser für Dich”, antwortete Gina.
Die anderen lachten.
“Lacht nicht! Euch kann es genauso ergehen, dann lacht ihr aber nicht mehr”, sagte Stiev mit einem ironischen Lächeln.
Sie vertieften sich in ihr Essen. Plötzlich meldete sich Stievs _PEVAC_10 .
Ein tragbares Holofon wurde vom Kellner gebracht.
“Der HC meldet unbekannte Flugkörper. Kennungsanfrage ohne Antwort. Nähern sich mit hoher Geschwindigkeit”, informierte Stiev die anderen.
Ein unerwartet heftiger Stoß warf die Anwesenden durcheinander, ließ Einrichtungsgegenstände umkippen, über den Boden rutschen. Geschirr zerbarst. Die Beleuchtung blieb aber intakt. Sirenen waren angesprungen. Alarmstufe Rot.
Stiev hatte sich aufgerappelt. Das Holofon war zerstört.
“Scheiße”, sagte er.
Die anderen waren inzwischen auch auf den Beinen, außer Gina.
Sie lag am Boden, blutete aus der Nase, hatte eine Wunde auf der Stirn, die stark blutete.
“Große Scheiße”, sagte Stiev noch einmal.
Da kam eine Durchsage des Hauptcomputers: “Captain sofort in den Steuerraum”
“Tina, hast Du als Xenobiologin auch medizinische Kenntnisse”, fragte Stiev.
Tina nickte.
“Okay! Du und Nessy bringen Gina sofort in den Forschungstrakt, Medical-Center und versorgt auch alle anderen Verletzten. Tom, Horky, Charly, Piet — sofort mit mir in den Steuerraum!”

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Während sich Tina und Nessy um Gina bemühten, spurteten die Fünf zur Liftstation. Der Alarmlift brachte sie in wenigen Sekunden in die Zentrale, in den Steuerraum.
Teilweise waren schon einige Besatzungsmitglieder auf ihren Alarmposten.
Die Fünf eilten auf ihre Plätze. Stiev schaltete an seinem Pult.
“Unbekannte Raumschiffe näherten sich der Aquastar II mit 0, 99 c. In E = 0, 5 Lichtsekunden Beschuss mit Antiplasma, volle Ladungen. Ausweichmanöver durchgeführt, Schutzfeld aktiviert, Geschwindigkeit auf 0, 99 c erhöht”, meldete ihm der HC.
“Horky, Steuerung übernehmen, teilautomatisch. Charly, Antimateriewerfer aktivieren! Piet, Holograf auf Heckbeobachtung”, befahl Stiev mit schneidender Stimme.
Piet schaltete.
Im Holografen waren vier helle Punkte zu erkennen.
“Nahdistanz”, rief Stiev.
Der Hologrammausschnitt mit den hellen Punkten vergrößerte sich, füllte den Holografen.
“Einzelobjekt”, befahl Stiev, “höchste Auflösung und Vergrößerung”, ergänzte er.
Ein Punkt schien auf sie zu zurasen und sich aufzublähen. Erstickt schrie Piet auf.
“Antimateriewerfer aktiviert und feuerbereit. Ziele im Zielcomputer”, platzte Charly dazwischen.
“Piet, was ist mit Dir”, fragte Stiev besorgt.
Piet war blass geworden, hielt sich krampfhaft am Pult fest, murmelte etwas.
“Lauter, Mensch red’ lauter ”, brüllte Stiev ihn an.
“Piratenschiffe! Es sind Piratenschiffe. Unser Kurs führte dicht an einer Sperrzone des Süd-Delta Systems vorbei”, schrie Piet und zeigte auf einen hellen Punkt am Hologrammrand.
Plötzlich sahen sie, wie sich erneut Antiplasmaladungen aus dem Bug des Raumschiffes lösten, auf sie zu schossen.
Das Schiff bebte, ruckte. Mühsam hielt sich Tom auf seinem Sessel.
Erneut schrien die Sirenen los, flackerten die Alarmleuchten in grellrotem Licht.
Wir sind getroffen ”, brüllte Charly ängstlich.
Im Schnitthologramm des Raumschiffs leuchtete ein Sektor rot auf.
“Beschädigungen im Vorrätetanksektor, Flüssigsauerstofftank 3255 beschädigt, voller Verlust”, meldete der Hauptcomputer.
Stiev Gesicht wurde zu einer wutschnaubenden Grimasse. Doch

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schnell beherrschte er sich wieder.
“Antimateriewerfer, Punktladungen — geringe Intensität, Warnschüsse vor den Bug — Feuer ”, gab er Befehl.
Charlys Finger flogen über die Tasten. Die Punktladungen strebten den Raumschiffen zu.
Diese wichen aus, antworteten mit neuen scharfen Schüssen ohne die Aquastar II zu treffen, die ausgewichen war und das Schutzfeld verstärkt hatte.
“Wolke aussetzen”, befahl Stiev.
Charly reagierte. Im Holografen sah man eine Sonde in Richtung Piratenschiffe davon fliegen.
In einiger Entfernung von der Aquastar II passte sie die Geschwindigkeit an. Charly schickte eine Punktladung hinterher.
Die Sonde hatte Tritium freigesetzt, das jetzt durch die Antimaterie gezündet wurde. Eine Wolke von hoch-energetischem Plasma breitete sich aus, behinderte die Ortung der Piraten.
“Startfenster n-Raum in einer Minute erreicht”, meldete der HC.
Stiev schaltete das Bordrufsystem ein: “Achtung, hier spricht der Captain! Wir wurden von Raumpiraten angegriffen. Keine Gefahr mehr für das Schiff. Angriff ist abgeschlagen. Ruhe bewahren. Verletzte ins Med-Center 9 bringen. Auf Raumsprung vorbereiten. Bereitschaft in einer Minute melden! Ende.”
Dann rief er im Med-Center an. Nessys Hologramm erschien.
“Wie viel Verletzte gibt es inzwischen”, fragte er. Und dann besorgter: “Wie geht es Gina?”
Schnell antwortete Nessy: “Fünf Schwer- und 20 Leichtverletzte. Captain — wir schaffen das schon!”
Dann stockte sie. Leise sagte sie: “Gina ist eine von den Schwerverletzten. Schädel-Hirn-Trauma. — Stiev, kein Grund zur Aufregung. Sie ist gut versorgt. Allerdings bereitet uns ihre Schwangerschaft Kopfzerbrechen. — Bisher ist da allerdings keine Gefahr.”
“Ist gut —, ich verlasse mich auf euch! Ich muss jetzt abschalten.”
Das Hologramm fiel zusammen.
“In 15 Sekunden Raumsprung”, meldete Horky.
Der Steuerraum war inzwischen wieder voll besetzt.
“Geschwindigkeit?”
“0, 9999 c, Captain!”
“Okay, gebe Countdown zum Raumsprung in n-Raum”, sagte Stiev. “10 …”
Tom starrte in den Hauptholografen. Der Sternenhimmel hatte sich verändert. Die Sterne an den Rändern zeigten alle eine Verschiebung

Seite 126

ins rötliche.
“…, 3 …, 2 …, 1 — Beschleunigung auf 330 000 c”, befahl Stiev.
Wie ein Stöhnen lief es kurz durch das Schiff. Der Andruck wuchs in Sekundenbruchteilen auf das 10 fache. Doch dann hat die Antigrav-Automatik den Wert auf normale Schwere ausgeglichen.
Die Sterne des Hologramms hatten sich kurz in Feuerpfeile, deren Farben vom Weiß ins Gelb, dann ins Rot bis Violett übergingen, verwandelt und waren dann verschwunden. Nur Schwärze in den Holografen, dann plötzlich strahlten alle Holografen weiß auf, übersät mit schwarzen Punkten, die in der hinteren Halbkugel des Hauptholografen ruhig waren, vorn und am Rand jedoch langsam wanderten. Das OSGA 80 hatte sich eingeschaltet.
Sie waren im n-Raum, bewegten sich mit höchster Beschleunigung, von der man in Schiff nichts bemerkte. Bald würde die Reisegeschwindigkeit erreicht sein. Doch auch dann würden die Antriebe nicht abgeschaltet, da das fehlende Trägheitsmoment im n-Raum dieses unmöglich machte. Das Schiff hatte im Moment des Übergangs in diesen Raum jegliche Masse, jegliche Stofflichkeit verloren, existierte nur als Information, die den n-Raum kennzeichnet. Eine Information hat keine bzw. unendlich viele Dimensionen, deswegen wird dieser Raum als n-dimensionaler oder eben kurz n-Raum bezeichnet.


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