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Stefans Blog - Eintrag


Im Ferienlager - y tabori

Dieser Text aus der Schreibgruppe entsprang einer Übung, die Biografie mit Fantasie mischt. Ein Schlagwort aus dem Alter zwischen 2 und 4 und fünf Anagramme, die auch aus gertrennten Worten bestehen durften, daraus sollten zu einem Text werden. - Finden Sie die fünf Anagramme der Wortes: Ferienlager?

Im Ferienlager - y tabori
"Eil Gera fern, mein Junge", sagte die Mutter zum Sohn. "Und betreue doch Kinder im Ferienlager."
Gesagt, getan - und weil er Sprachen studierte, bot sich eine Reise ins "sozialistische Ausland" an, denn man schrieb das Jahr 1972 in der DDR.
Es würde eine Erholung vom ewigen Sitzen im verstaubten Lesesaal der Unibibliothek werden, dessen unendlicher Regalreigen an den Wänden ihn zu einem erdrückenden Ort machten.
Die davon ferne Galerie mit ihren historischen Gemälden, in der er sein Lieblingsgemälde "der Kirschgarten" wusste, war schon ein sehnsuchtsvollerer Ort für ihn. Er liebte dieses Gemälde, weil es ihn an seinen favorisierten Dichter - Anton Tschechow - erinnerte, der das gleichnamige Stück geschrieben hatte.
Umso mehr freute er sich, dass er Kinder in einem Ferienlager am Asowschen Meer - ein Teil des schwarzen Meeres östlich der Halbinsel Krim - betreuen durfte, denn Tschechow wurde einen eben an diesem Meer geboren.
So reiste er denn per Kurswagen in die "USSR" - die Ukrainische sozialistische Sowjetrepublik. Im Zug nach Kiew bekam er von einem russischsprachigen Eisenbahner seinen Platz zugewiesenen. "Wasche Mesto - etogo", sagte dieser und zeigte ihm, das ferner Liege A eben jener "wasche Mesto" war - nämlich sein Liegeplatz.
So begann seine Reise und endete acht Wochen später mit seiner Rückkehr, völlig braun gebrannt und voller Erlebnisse, über die er ein Buch schreiben könnte.
Immer wieder jedoch erinnerte er sich besonders der jungen ukrainischen Studentin, die mit ihm gemeinsam dieselbe Kindergruppe betreut hatte. Sie studierte Musik am berühmten Konservatorium in Kiew und ließ sich dort zur Opernsängerin ausbilden, und erinnerte sich, das sie gern "Arie elf" sang - aus einer Oper, dessen Namen und Komponisten er sich nicht hatte merken können.
In wehmütigen Erinnerungen an die sonnige und heiße Zeit dort versunken, stieg er aus dem Zug im wolkig trüben Gera und - passend zu seiner Stimmung - wie eine Träne des Himmels, je ein Tropfen Regen gar fiel nun und benetzte seine Wangen. Jahre später noch träumte er von jenen magischen Wochen, immer aus seinem Bürofenster starrend und nichts anderes vor den Augen habend, als das Reifenregal auf dem Hof der staatlichen Autoreparaturwerkstatt.

Schreiben Sie mir bitte, was sie gefunden haben.

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